Henry Hobhouse: Seeds of Change: Five Plants That Transformed Mankind.

Let’s talk about a non-fiction book today:
Henry Hobhouse: Seeds of Change: Five Plants That Transformed Mankind.
However: “To read like a detective novel!” we might read in a review. In the reissue the title is “six plants”, additional to sugar, tea, cinchona bark, cotton, potato we have a new chapter about the coca bush (Coca Cola, cocaine, crack).
I like ways, voyages, be it human, minerals or plant ones. Rainer Maria Rilke was born in Prague and moved progressively to the West, Canetti, Celan, Brancusi or Nabokov and Joseph Brodski too. Mandelstam moved against his will to the east, where he died near Wladivostok. And Gertrude Stein? My godfather was a jew from Prague. He escaped the Nazis to the East, from Wladivostok he took the ship to San Francisco. With the army he came back to Europe, where he lived in Germany for quite a time. Did he ever go back to Prague? From all his cherished he would only have found his dog there…. Am I digressing? Let’s talk minerals: They are digging out gold in South Africa in great pain, the gold is transferred to all the world (mainly to the USA and to European Banks, rarely to Burkina Faso, Somalia or Ethiopia) only to be hidden deep down the earth in safes again….. (Your Blues, John! Mick Jagger would say…). OK, plants. Take sugar: the antique world knew sugar only as honey. Honey comes (Vegans, don’t listen) on a devious route through the stomach of bees from flowers. With sugar cane later on sugar went to be available for everybody. And the sugar beet nowadays! (Note the progressing loss of tenderness too: “My rose!” we say, and later: “You fodder beet!”). We follow the way of sugar, vertically down from flower to stalk, to root.
And the travels of potatoes!

Malina, Ingeborg Bachmann

“Between man and love is a woman, between man and woman is the world, between man and world is a wall” (Jacques Lacan)

Between Malina and Ivan is a woman…(but I think, that Malina, Ivan and “I” are just three facets/ sides/ projections of one and the same person!) One can understand ones subject only by its borders, says Wittgenstein. Heidegger points out, that everybody has the choice or to be real or to be unreal. But to be real implies that one has to create oneself and not let the world decide about. The book orbits around these themes (I think, that Bachmann studied Wittgenstein and Heidegger)

Everybody thinks, that Malina is a woman, isn’t it? I hesitated a long time to read “Malina”, but many feminist friends told me about the importance and gravity of that book. Now I found its lecture rather easy, utterly useful and enriching, even though the tyranny of men against women (especially the father’s) is really killing/ a murder.

Bachmann is a master of introspection, the feelings and dreams, the traumata of the main person are formulated genially. If you expect to get a Vienna-Tourist-Guide you’ll be disappointed, who thinks to learn something about Ivan’s lookings will be frustrated, even when Rennweg, Café Central, the Sacher, the Ungarngasse or the Burgtheater are mentioned. “Please tell me, where I find the Ungarngasse”, asks the main person vis-avis of No.9. Inwardness but overlaps to the outer world: (“the phone rang devotedly”)

These days Peter Handke was awarded the Nobel Price in Literature. He is master of introspection too (with a tiny note of intellectuality). Exiting: both are born in Carinthia, in or near Klagenfurt., both have family-roots in near Slovenia. Bachmann died rather young (47), Handke is an elderly man now.Bachmann carefully chaotic and Handke judiciously feeling, can one say that? In any case Bachmann stays for womanliness, Handke for manliness.

Another polarity: Ingeborg Bachmann and Paul Celan (Celan in a way wandering like a ghost through “Malina”). This time born far away from each other – Celan in Czernowitz/ Bukowina. (far down the Danube). Both met in Paris – and tried to love each other. Bachmann died in the fire – Celan in the water. Let’s search for fire and water in “Malina” now! Paris at least is mentioned. There is even a French song in the book. Shall I sing it? ? “Auprës de ma blonde, qu’il fait bon, fait bon, fait bon…” I think Bachmann was blonde

 

 

Ingeborg Bachmann – Paul Celan

Die Bedeutung der Paulownie für die Dichtung

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Über Ingeborg Bachmann und Paul Celan.

Wer, außer einigen notorischen Musikkennern wie etwa Ulf Kurbanke weiß schon, daß Ricky Lee Jones und Tom Waits lange befreundet waren? Nun aber, dieses wissend, könnte man ein Zwiegespräch zwischen ihnen in ihren jeweiligen Songs entdecken, und das Phantastische daran ist, daß dieses intime Zwiegespräch öffentlich, jedem (einigermaßen neugierig forschenden) Zeitgenossen zugänglich ist.

Viele solcher Liebesgeschichten warten noch ihrer Entdeckung, zumal die Liebe im 20.Jahrhundert ihre Zuflucht ebenso in der Verborgenheit der Publizität wie in der Sicherheit tausendkilometriger Distanzen zu finden pflegt.

Publius Ovidius Naso, verehrter Odendichter, wußtest du das schon, als du vor zwei Jahrtausenden von der Flucht und Verwandlung Daphnes vor dem Liebenden schriebst? Gotthold Ephraim Lessing, auch du bist Prophet! (Doch davon gleich).

Ingeborg Bachmann und Paul Celan trafen sich für ein gutes halbes Jahr 1947/48 in Wien und danach in einem verzweifelten Versuch der äußeren Annäherung für eine kurze Zeit 1950 in Paris. Die Entwicklungslinien der beiden verlaufen in ganz dynamisch verschiedenen Richtungen. Celan als odysseeischer Emigrant auf seinem Lebensweg von Südost nach Nordwest eben in der Mitte angekommen, als jüdischer Verfolgter der Nazis schon zu sehr verwundet, um jemals wieder Ruhe zu finden, läßt uns ein hyperempfindsames Wortwerk, dessen Klang uns zittern macht, dessen Tragweite noch lange nicht ausgeschöpft ist. Er stürzt sich 1970 vom Pont Mirabeau in die Seine und ertrinkt.

Ingeborg Bachmann, Kärntner Urseele, vom Geliebten zum Geschichtsbewußtsein begabt, bringt ein Innenleben von unauslotbarerTiefe in ihre „Lyrik nach Auschwitz“ ein. Zum Covergirl der Gruppe 47 geworden verzichtet sie bald ganz auf lyrische Veröffentlichung. Doch ihre wenigen Poeme werden noch lange anrühren. Sie findet 1973 den nie ganz geklärten Feuertod in Rom.

Doch das Reich der Dichtung hat sich dem Äußeren nicht zu beugen:

„Ihr mußtet über den Euphrat, Tigris, Jordan; über – wer weiß für Wasser all? – Wie oft hab ich um Euch gezittert, eh das Feuer mir so nahe kam! Denn seit das Feuer mir so nahe kam: dünkt mich im Wasser sterben Erquickung, Labsal, Rettung.- Doch ihr seid ja nicht ertrunken: ich, ich bin ja nicht verbrannt!“ (Lessing, Nathan)

Der Briefwechsel zwischen den beiden ruht katalogisiert im Schiller-Archiv in Marbach bei Stuttgart) . Hans Kramer hat uns dankenswerterweise von weiteren Briefen berichtet.

Aus ihren Werken aber ist ein Gespräch zu hören:

 

„Das Erreichbare, fern genug, das zu Erreichende hieß Wien.“

P.C. aus: Bremer Büchnerpreisrede)

„Als der Krieg zu Ende war, ging ich fort und kam voll Ungeduld und Erwartung nach Wien, das unerreichbar in meiner Vorstellung gewesen war.“

(I.B.)

„Über Krakau

bist du gekommen,

am Anhalter Bahnhof

Floß deinen Blicken ein Rauch zu,

der war schon von morgen

… Unter Paulownien

Sahst du die Messer stehn, wieder,

scharf von Entfernung.

(P.C. aus: La Contrescarpe)

„Nur ich habe immer noch Todesangst, weil es wieder anfängt, weil ich wahnsinnig werde, er sagt: ‚Sei ganz ruhig, denk an den Stadtpark, denk an das Blatt, denk an den Garten in Wien, an unseren Baum, die Paulownia blüht…’ Sofort bin ich ruhig, denn uns beiden ist es gleich ergangen, ich sehe, wie er auf seinen Kopf deutet, ich weiß, was sie mit seinem Kopf gemacht haben.”

(I.B., aus:Malina)

„Im Quell deiner Augen

leben die Garne der Fischer der Irrsee.

Im Quell deiner Augen

hält das Meer sein Versprechen.

Hier werf ich, ein Herz,

das geweilt unter Menschen,

die Kleider von mir und den Glanz eines Schwures:

Schwärzer im Schwarz, bin ich nackter.

Abtrünnig erst bin ich treu.

Ich bin du, wenn ich ich bin…“

(P.C. aus: Lob der Ferne)

„In den vielen Baracken, im hintersten Zimmer finde ich ihn, er wartet dort müde auf mich, in seinem schwärzer als schwarzen siderischen Mantel, in dem ich ihn vor einigen tausend Jahren gesehen habe.“

(I.B. aus:Malina)

„Aus der Hand frißt der Herbst mir sein Blatt:

wir sind Freunde.

Wir schälen die Zeit aus den Nüssen

und lehren sie gehn:

die Zeit kehrt zurück in die Schale.

Im Spiegel ist Sonntag,

im Traum wird geschlafen,

der Mund redet wahr.

Mein Aug steigt hinab zum Geschlecht der Geliebten:

wir sehen uns an,

wir sagen uns Dunkles,

wir lieben einander wie Mohn und Gedächtnis,

wir schlafen wie Wein in den Muscheln,

wie das Meer im Blutstrahl des Mondes.

Wir stehen umschlungen im Fenster,

sie sehen uns zu von der Straße:

es ist Zeit, daß man weiß!

Es ist Zeit, daß der Stein sich zu blühen bequemt, daß der Unrast ein Herz schlägt. Es ist Zeit, das es Zeit wird.

Es ist Zeit.“

(P.C.,  Corona)

„Es kommen härtere Tage.

Die auf Widerruf gestundete Zeit

Wird sichtbar am Horizont.

Bald mußt du den Schuh schnüren

und die Hunde zurückjagen in die Marschhöfe.

Denn die Eingeweide der Fische

sind kalt geworden im Wind.

Ärmlich brennt das Licht der Lupinen.

Dein Blick spurt im Nebel:

die auf Widerruf gestundete Zeit

Wird sichtbar am Horizont.

Drüben versinkt dir die Geliebte im Sand,

er steigt um ihr wehendes Haar,

er fällt ihr ins Wort,

er befielt ihr zu schweigen,

er findet sie sterblich

und willig dem Abschied

nach jeder Umarmung.

Sieh dich nicht um.

Schnür deinen Schuh.

Jag die Hunde zurück.

Wirf die Fische ins Meer.

Lösch die Lupinen!

Es kommen härtere Tage.“

(I.B. Die gestundete Zeit)

„Die Dichtung: diese Unendlichsprechung von lauter Sterblichkeit und Umsonst!“

(P.C. aus: Bremer Büchnerpreisrede)

„Die ersten Tage, in denen sie ihn suchte und floh und er sie suchte und floh, waren das Ende ihrer Mädchenzeit, der Anfang ihrer großen Liebe, und wenn sie später auch, wie sie es aus dem jeweiligen Blickwinkel eben sah, meinte, eine andere große Liebe sei ihre große Liebe gewesen, dann war doch …(er), nach mehr als zwei Jahrzehnten….noch einmal die große Liebe, die unfaßlichste, schwierigste zugleich, von Mißverständnissen, Streiten, Aneinandervorbeisprechen, Mißtrauen belastet, aber zumindest hatte er sie gezeichnet, nicht in dem üblichen Sinn, nicht weil er sie zur Frau gemacht hatte….sondern weil er sie zum Bewußtsein vieler Dinge brachte, seiner Herkunft wegen, und er, ein wirklich Exilierter und Verlorener, sie, eine Abenteuerin, die sich weiß Gott was für ihr Leben von der Welt erhoffte, in eine Exilierte verwandelte, weil er sie, erst nach seinem Tod, langsam mit sich zog in den Untergang, sie den Wundern entfremdete und ihr die Fremde als Bestimmung erkennen ließ.“

(I.B., aus: Drei Wege zum See)

„Der Fremde legte ihr die Blume wie einer Toten auf die Brust….“

(I.B., aus:Malina)

„Geister der Ebene, Geister des wachsenden Stroms,

zu unserem Ende gerufen, haltet nicht vor der Stadt!

Nehmt auch mit Euch, was vom Wein überhing

auf brüchigen Rändern, und führt an ein Rinnsal,

wen nach Ausweg verlangt, und öffnet die Steppen!

Drüben verkümmert das nackte Gelenk eines Baums,

ein Schwungrad springt ein, aus dem Feld schlagen

die Bohrtürme den Frühling, Statuenwäldern weicht

der verworfene Torso des Grüns, und es wacht

die Iris des Öls über den Brunnen im Land.

Was liegt daran? Wir spielen die Tänze nicht mehr.

Nach langer Pause: Dissonanzen gelichtet, wenig cantabile.

(Und ihren Atem spür ich nicht mehr auf den Wangen!)

Still stehn die Räder. Durch Staub und Wolkenspreu

schleift den Mantel, der unsere Liebe deckte, das Riesenrad.

Nirgends gewährt man, wie hier, vor den ersten Küssen

die letzten. Es gilt, mit dem Nachklang im Mund

weiterzugehn und zu schweigen. Wo der Kranich

im Schilf der flachen Gewässer seinen Bogen vollendet,

tönender als die Welle, schlägt ihm die Stunde im Rohr.

Asiens Atem ist jenseits.

Rhythmischer Aufgang von Saaten, reifer Kulturen

Ernten vorm Untergang, sind sie verbrieft, so weiß ich’s

dem Wind noch zu sagen. Hinter der Böschung

trübt weicheres Wasser das Aug, und es will

mich noch anfallen trunkenes Limesgefühl;

unter den Pappeln am Römerstein grab ich

nach dem Schauplatz vielvölkriger Trauer,

nach dem Lächeln Ja und dem Lächeln Nein.

Alles Leben ist abgewandert in Baukästen,

neue Not mildert man sanitär, in den Alleen

blüht die Kastanie duftlos, Kerzenrauch

kostet die Luft nicht wieder, über der Brüstung

im Park weht so einsam das Haar, im Wasser

sinken die Bälle, vorbei an der Kinderhand

bis auf den Grund, und es begegnet

das tote Auge dem blauen, das es einst war.

Wunder des Unglaubens sind ohne Zahl.

Besteht ein Herz darauf, ein Herz zu sein?

Träum, daß du rein bist, hebe die Hand zum Schwur,

träum dein Geschlecht, das dich besiegt, träum

und wehr dennoch mystischer Abkehr im Protest.

Mit einer anderen Hand gelingen Zahlen

und Analysen, die dich entzaubern.

Was dich trennt, bist du. Verström,

komm wissend wieder, in neuer Abschiedsgestalt.

Dem Orkan voraus fliegt die Sonne nach Westen,

zweitausend Jahre sind um, und uns wird nichts bleiben.

Es hebt der Wind Barockgirlanden auf,

es fällt von den Stiegen das Puttengesicht,

es stürzen Basteien in dämmernde Höfe,

von den Kommoden die Masken und Kränze…

Nur auf dem Platz im Mittagslicht, mit der Kette

Am Säulenfuß und dem vergänglichsten Augenblick

geneigt und der Schönheit verfallen, sag ich mich los

Von der Zeit, ein Geist unter Geistern, die kommen.“

(I.B. , Große Landschaft bei Wien)

„(Die Augärten, damals, das

gelächelte Wort

vom Marchfeld, vom

Steppengras dort.

Das tote Ringelspiel, kling.

Wir

Drehten uns weiter.)“

(P.C. aus: Bahndämme, Wegränder,

Ödplätze, Schutt)

„Mein Leben ist zu Ende, denn er ist auf dem Transport im Fluß ertrunken, er war mein Leben. Ich habe ihn mehr geliebt als mein Leben.“

(I.B. aus:Malina)

„…Im Quell deiner Augen  treib ich und träume von Raub.

Ein Garn fing ein Garn ein: wir scheiden umschlungen.

Im Quell deiner Augen  erwürgt ein Gehenkter den Strang.“

(P.C. Lob der Ferne)

 

Was ist Liebe? Unmögliche Möglichkeit? Mögliche Unendlichkeit?

In der Nähe konnte sie nicht leben zwischen den beiden.

„Wie wir uns aus unbekannten, dämonischen Gründen uns gegenseitig die Luft wegnehmen.“ (I.B. in einem Brief an Hans Weigel).

 

Aber das Leben liebt das Paradoxe. Ferne kann Nähe sein. Und Liebe wächst mit der Zeit.

 

Mythologie des Alltags: Unruh

zytglogge

“Meine Ruh’ ist hin,
mein Herz ist schwer,
ich finde sie nimmer
und nimmermehr…”

Zuerst war die Zeit, dann kam die Uhr. Oder gab es vor der Uhr keine Zeit?
In einigen Sprachen gibt es nur ein Wort für Zeit und Uhr.

Sie sah zeitlos aus
Eine Auszeit nehmen
Sommerzeit
Winterzeit
Es ist an der Zeit
Für alles ist eine Zeit
Zeitplan
Zeitgeist
mit der Zeit gehen
Die Zeit läuft mir davon
O tempora, o mores!
Zeit schinden
Zeit haben
zur Zeit sein
zeitig kommen
Wir sind gut in der Zeit
Zeitung
Gute Zeiten – schlechte Zeiten
schwere Zeiten
Zeitmesser (Zeitlöffel?)
Zeitfenster
keine Zeit
Zeit ist Geld

Der entscheidende Teil der mechanischen Uhr, der letztlich für das unerbittliche “Tick-Tack” verantwortlich ist, heisst “Unruh”! Ein anderer “Hemmung”. Sand- Wasser- und Sonnenuhren berücksichtigen wir hier nicht (“die Zeit verrinnt”). Die Frage ist also: schuf die Uhr erst die Zeit? Die gnadenlose, versklavende? Zeit ohne Uhr ist wie (ehm, Fisch ohne Fahrrad?) Leiter ohne Sprossen. Die “gefühlte” Zeit ist je nach Laune im Nu vergangen oder endlos.
Ohne Chronometer – möglichst von Festina oder Tag-Heuer – wäre nicht nur die Akkordarbeit, sondern auch der Sport undenkbar. Welcher Marke ist die innere Uhr?

“Unruh”
“Hemmung”
“Waage”
“Feder”
“Pendel”, oh Galileo!

Die Krüge

An den langen Tischen der Zeit
zechen die Krüge Gottes.
Sie trinken die Augen der Sehenden leer und die Augen der Blinden,
die Herzen der waltenden Schatten,
die hohle Wange des Abends.
Sie sind die gewaltigsten Zecher:
sie führen das Leere zum Munde wie das Volle
und schäumen nicht über wie du oder ich.
(Paul Celan)

Norbert Elias unterscheidet unter anderem passive Zeit und aktive Zeit. Passive Zeit: ich esse, wenn ich Hunger habe, ich schlafe, wenn ich müde bin. Die aktive Zeit hat nun ganz konkret mit der Uhr zu tun. Sie wird eingeteilt. Zu bestimmten Zeiten wird gegessen, zu anderen geschlafen. Kirchturmglocke und Nachtwächter dienten als Uhr. Landwirtschaft und Erziehung erfordern Uhren. Die Saat muss zu bestimmten Zeiten ausgebracht, die Schüler (of all three+ sexes) nach Hause geschickt werden. Die Gesellschaft macht in vielfältiger Weise Verabredungen nötig. Das Date, die Vorlesung (“Schatz, isch hab Uni!”), die Konferenz der G-20, der Anpfiff des Spieles Ingolstadt gegen St.Pauli, der Ramadan, das gekochte Ei, das Wochenende undsoweiter, gell? In nomadischen Zeiten waren keine Uhren nötig. Nicht zuletzt die Religionen und ihre Adepten verlangen nach regelmässiger Zeiteinteilung (Angelus, Kalender, Jom Kippur, Ruf des Muezzin, Fastenzeit). Die erste und grösste aller Uhren: der Sternenhimmel.
Mit der Abkehr von jagen und sammeln wird Zeit nun zum Herrschaftsinstrument. Der Fliessbandarbeiter, der Akkordarbeiter, der Schüler, der Lehrer.
Prometheus, “der Vorausschauende” (kann in die Zukunft blicken)
Epimetheus, “der Zurückschauende” (in die Vergangenheit)
Odysseus, hehe, kann beides

Hamlet
Pasolini
James Joyce
Henry James
Carlo Emilio Gadda
Don Quijote und andere
= allesamt zur falschen Zeit geboren

Metis ist die Göttin des Klugen Rates (“in weiser Vorausssicht”), Mutter der Athene. Sie konnte, wie so viele, der Befruchtung durch Zeus nicht entgehen. Sie ist wohl die Muse aller Zurück- und Vorausschauenden.

Hast Du etwas Zeit für mich
singe ich ein Lied für Dich…..

Herr, es ist Zeit
der Sommer war sehr gross…